Modellflug-Urlaub auf dem Hochzeiger

Im FMT entdeckte ich ein "anmächeliges" Inserat für Modellfliegen auf dem Hochzeiger im Pitztal/Österreich.
Spontan habe ich dann am 15.8. 2012 per E-Mail bei Sailer-Hotels in Jerzens (A) angefragt, ob ich noch und zu welchen Bedingungen meine August-Modellflugferien vom 24. bis 31.8. 2012 im Berggasthof Hochzeigerhaus  (N. 47°09'21.48" / E. 10°46'22.83") verbringen könnte. Schon wenige Stunden später hatte ich zwei verschiedene Angebote in meinem elektronischen Briefkasten.

Kurzentschlossen wurde die "all inclusive" (ausser alkoholisches) VP-Variante für EUR 63.50/Tag (EZ/WC-D inkl. Ortstaxe) gewählt. Da ich 7 Tage gebucht hatte, war unter anderem auch die 6-Tageswanderliftkarte der Hochzeiger-Bahnen/Lifte dabei.
Dass ich auf 2 Mails mit verschiedenen Fragen nie eine Antwort erhielt tat der freudigen Erwartung eines interessanten Urlaubes keinen Abbruch. Die Liftkarte habe ich auch nie gesehen. Die aufgewendeten Ausgaben für Sesselliftfahrten wurden mir aber problemlos zurückerstattet.

Also startete ich am 24.8.2012 um 08:00 mit voll beladenem Auto Richtung Osten. Nach dem Arlberg erreichte ich nach 259 km den Berggasthof Hochzeigerhaus auf genau 1831 m ü.M. in gut 3 Stunden Fahrzeit. Für die letzten ca. 5 km auf einer serpentinenartigen Schotterstrasse (Zustand wie die Zufahrt zu unserem Flugplätzli einst vor der Instandstellung!) war ich über den 4-Rad-Antrieb meines Subaru nicht unglücklich!
Der Empfang von Rico, seines Zeichens "General Manager" mit Diplom des Gasthofes wurde ich empfangen und über die Abläufe/Richtlinien der Unterkunft informiert. Alle Modelle können zusammengebaut im Speisesaal, der nur in der Wintersaison verwendet wird gelagert werden. Dieser Saal darf auch als Werkstatt für kleinere Reparaturen benutzt werden und hat genügend viele Steckdosen für die Ladegeräte. Der nur für Sailer-Hotelgäste reservierte und gegen Westen gerichtete Haushang gleich neben dem Berggasthof ist ca. 30-40° steil, etwa 100 auf 100m gross und bis auf eine fest installierte Schneekanone frei von Hindernissen. Aussenlandungen bei eventuellen Absaufern sind bis runter zur Talstation der Gondelbahn relativ problemlos möglich. Dies habe ich jedoch dank China-Thermik nie ausprobiert.
Schon am Ankunftstag ging's für eine knappe Stunde bei leicht bedecktem Himmel auch dank Ampère-Käfern am Haushang in die Luft.
Am Samstag konnte wegen sehr nasser und flüssiger Thermik erst am späteren Nachmittag, aber auch nur mit Hilfe des elektrischen Aufwindes geflogen werden.
Der Sonntag fiel im wahrsten Sinn des Wortes ins Wasser.
Am Montag durfte mein Shadow endlich Pitztalerluft schnuppern. Ganz ohne Strom wollte es aber auch heute nicht. Im grossen und ganzen auch wegen den "Verpflegungs-Pausen" ein angenehmer Tag.
Der Dienstag war geprägt durch den Ostwind, der beim nach Westen ausgerichteten Hang somit um 180° verkehrt voll den Hang runter kommt. Also  wurden die Walking-Stöcke an die Hände gebunden und zur Mittelstation (2000 m ü.M.) hoch gewandert. Mit dem Sessellift und dann per pedes ging's zum Sechszeiger (2395 m ü.M.) um die in der Web-Side angepriesenen hochalpinen Modellflug-Möglichkeiten zu erkunden. Resultat siehe Fotos! Am Nachmittag gelangen aber doch noch einige kurzzeitige Überhöhungen am Haushang, sogar ohne Strom!   
Da am Mittwoch bei gleicher Schönwetterlage wie vortags der Ostwind noch anhielt, waren wieder  die Nordic Walking Stöcke im Einsatz. Innerhalb von knapp 4 Stunden mittels Lift und Wandern wurde das Gelände  Sechszeiger-Hochzeiger-Zollberg und die vielen gut sichtbar planierten Skipisten auf für den Modellflug geeignete Gebiete abgesucht. Entweder sehr neugierige Kühe, Touristen oder Steine empfehlen das ganze Hochzeiger-Gebiet meines Erachtens entgegen den Prospektangaben nicht für den hochalpinen Modellflugsport. Am Nachmittag wurde die Wetterlage etwas flugfreundlicher und es konnten doch noch einige schöne Flüge, leider auch nicht ganz ohne Strom am Haushang absolviert werden. Trotzdem, modellfliegerisch es war der beste Tag.
Der Donnerstagmorgen versprach nichts Gutes. Also begann ich die Segler zu demontieren und transportbereit zu machen. Am Nachmittag konnten jedoch noch ganz passable Flüge gemacht werden. Am frühen Abend war dann aber endgültig Schluss und Regen mit Schnee bis runter auf 2000 m ü.M. war angesagt.  
Nach einer Nacht mit Dauerregen verliess ich mit gemischten Gefühlen am Freitag-Morgen nach einem ausgiebigen Frühstück über die nun zum Rinnsal gewordenen Schotterstrasse den Berg, wo's kai Sünd gibt!

Zusammenfassung

Berggasthof Hochzeigerhaus:
Ein sichtbar "gebrauchtes" Haus (inkl. tropfender Wasserhahn), jedoch sauber und preiswert, mit traditionell guter österreichischer Küche (ungarischer Koch!) mit grossen Portionen, meistens aber Buffet. Für Familien mit Kindern (hört man leider bis spät in die Nacht und auch am Morgen, weil sehr hellhörig) und als Ausgangspunkt für Bergwanderungen sehr geeignet. Der "General Manager" ist mit seinen wenigen und zum Teil nicht ausgebildetem Personal für die zeitweise vielen Gästen meines Erachtens überfordert. Leider hat er von Modellflug ebenfalls keine Ahnung. Sie alle geben sich aber echt Mühe und tun ihr Möglichstes. In den aufgelegten 2012-Sommerprogramm-Prospekten sind z.B. noch die nicht mehr aktuellen Preise und Leistungen von 2011 aufgeführt.

Modellfliegen:
Da das ganze Hochzeiger-Gebiet und auch der Haushang nach Westen ausgerichtet ist, wird das Modellfliegen hier eigentlich Westwind abhängig. Auch bei starker Sonneneinstrahlung gibt's erst ab Mittag nur kurzzeitige Thermikablösungen, da es wenig Geländeunterschiede gibt. Bedingt durch die Bergkämme Sechszeiger-Hochzeiger bei Nord- und Ostwind und Hochzeiger-Zollberg  bei Südwind liegt das ganze Hochzeiger-Gebiet im Lee. Der Haushang selbst eignet sich (auch für "Flachlandpiloten" nach einer Angewöhnung der "Bergauf-Landungen"!) aber gut zum Modellfliegen, speziell für ausgesprochene Leichtwindsegler. Elektro-Thermik-Power ist jedoch für den Hochzeiger-Modellflug bestimmt keine schlechte Empfehlung und mehr als 5 Modelle waren während meines Aufenthaltes nie in der Luft. Trotz 2.4 GHz hatte aber nicht nur ich am Haushang unerklärliche Störungen, die aber alle zum Glück (Failsafe) ohne Schaden blieben.

Fazit:
Das Hochzeigerhaus ist für Familien- und Wanderferien mit gelegentlichem Modellfliegen geeignet. Reine Modellflugferien werde ich hier keine mehr machen.

Sepp Häfliger