Aus die Maus, die Messerschmitt Bf109E aus dem Baukasten.

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Aus die Maus, fertig lustig, das Projekt ist gestorben. Alles fein säuberlich in eine extra grosse, für die zum Teil langen Teile ausgewählte, Kartonschachtel verpackt und in die Ecke gestellt. Nur ein einzelnes Balsabrett ragt aus der Kiste. Nicht einmal jetzt passen die Teile wie sie sollten.

Aber die Geschichte der Reihe nach. Ich habe meine Modellfliegeraktivitäten seit einiger Zeit intensiviert und weniger Zeit in meiner Werkstatt verbracht. Häufig, besser gesagt fast immer, bin ich mit meiner kleinen 1:5 Spitfire unterwegs. Aus diesem Grund will ich meinen Flugzeugpark etwas aufstocken. Nicht das es heisst, der arme Kerl hat ja nur den einen Flieger….

Es soll aber kein weiteres, tausend Stunden Projekt werden. Ein Warbird 1:5, mit GFK Oberfläche und nur wenigen Abweichungen im Erscheinungsbild, sind Pflicht. Kein einfaches Unterfangen wie sich herausstellt. Nach einigen Internetrecherchen bin ich fündig geworden, eine Messerschmitt Bf 109 E4 Massstab 1:5 von Fokkerc soll es werden.

Die filigran anmutende Emil Version der Messerschmitt 109 entspricht meiner Vorstellung eines eleganten Jägers. Das Flügellayout mit dem Klappenmechanismus motiviert mich zusätzlich.
Rumen Chakarov von fokkerc in Sofia ist mir über eMailkontakt bekannt. Er zeigte sich grosszügig, schickte zusätzliche Dokumentationen und optionale Bauteile.

Während ich auf den Bausatz wartete, wurde die Bf 109 E3 in Dübendorf etwas genauer in Augenschein genommen und weitere Dokumentationen studiert. Fahrwerk und Räder wurden im CAD erfasst und einzelne Stahlteile zum Laser Sinter Druck in Auftrag gegeben. Ein Getriebe für einen Hacker 60 Motor wurde gezeichnet, mit selber gefrästen Teilen komplettiert und zusammengesetzt.

Wie terminlich vereinbart wurde der Baukasten geliefert. Der CAD gezeichnete Bauplan zeigt die Me 1:5 in ihrer ganzen Pracht. Die Konstruktion ist einfach nachvollziehbar. Kleinteile und Steckung wurden wie erwartet nicht mitgeliefert. Die Konstruktion besteht aus einer tragenden Holzstruktur. Diese wird mit dünnen GFK Formteilen beplankt. Ich erhoffte mir von der Bauweise einen schnellen Aufbau, ohne alles in eine fertige GFK Hülle «hinein frimeln» zu müssen. Sperrholz und Balsateile sind in einheitlicher Brettdicke lasergeschnitten, müssen häufig zusammengeklebt werden um die nötige Wandstärke der stark beanspruchten Teile zu erreichen. Schnell wuchs das Projekt auf dem Baubrett. So richtig Freude am Bau des Fliegers kam einfach nicht auf. Viele Konstruktionsdetails entsprachen nicht meiner Vorstellung einer sinnvollen Konstruktion und meine Bereitschaft dies alles zu ändern war klein. Um mich nicht um Detaillösungen zu kümmern hatte ich schliesslich einen Baukasten geordert. Einige Bauteile stimmten schlicht nicht mit dem Bauplan überein und mussten neu gemacht werden. So reihte sich ein Kompromiss an den anderen. Auch die GFK Formteile wollten nicht richtig passen und deren lückenlose Verklebung gestaltete sich als sehr schwierig. Nach dem Rohbau der Querruder platzt mir der Kragen, ich beschloss das Projekt zu beerdigen. Als Flügelprofil ist durchgängig ein NACA 2415 gewählt, ohne Verringerung der Profildicke zur Endrippe, was diese so richtig unproportioniert dick werden lässt. Die Landeklappen und Querruder sollen an dem weit hinten liegenden Hilfsholm mit Stiftscharnieren angeschlagen werden, was fast wie bewegliche Endleisten wirkt und dem Flügel jeglichen aerodynamischen Charme nimmt. Dieser Anblick raubte mir jegliche weitere Motivation.

Und ein Ass hatte ich noch im Ärmel, getrieben durch meinen angestauten Baufrust, hatte ich einen Fw190 Dora 1:5 Bausatz erstanden, welcher als Referenz in seiner Klasse bezeichnet werden kann, aber leider nicht mehr produziert wird.  Also, was soll ich mich mit der Me weiter rumärgern, zumal die Lösung für meinen Flottenerweiterungsplan bereitsteht.

Trotzdem sass der Frust tief, die Hängematte oder der Modell Flugplatz wiesen sich als eine attraktive Alternative zum Bastelraum. Ich bedauerte zwar, dass ich den für die Me vorgesehenen Antrieb nicht ausprobieren konnte. Man kann nicht alles haben, sagte ich mir. Mein Blick blieb immer wieder an dem stummen Zeugen in Form einer Kartonkiste mit herausragendem Balsbrett hängen Ein Manifest eines gescheiterten Projektes. Innerlich befasste ich mich bereits mit dem Bau der Dora.

Mit etwas Verzögerung wurde der, von mir bereits vergessene, Ramoser Propeller für die Me 109 geliefert.
So rein interessehalber hielt ich den Propeller vor den Messerschmitt Rumpf. Ok, das ist mal ein Propeller wie es zu einen Warbird passt. Mindestens wollte ich in Erfahrung bringen, welche Leistung die Elektroantriebauslegung am Boden bring. Ein erster Versuch, das Ergebnis gar nicht schlecht, so eine erste Einschätzung.

Auch der Propeller wanderte in die Kartonkiste, passt wunderbar rein. Nur das dämliche Balsabrett trotzte aller Ordnungsbemühungen und ich brachte es einfach nicht fertig, dieses passend zu kürzen respektive einfach passend abzubrechen.

Als hätte Rumen gespürt, dass ich mit seinem Baukasten nicht klarkomme, blieben meine Mails von ihm seit längerem unbeantwortet, bis seine Antwortmail vom Server runtergeladen wurde…I’m back from holiday, great work as always. I like your progress and I have some pictures from another Me build in Germany, it looks also beautiful…..

Ich glaube es nicht, da hat doch einfach einer eine fokkerc Me gebaut und gar nicht schlecht. Ohne Gejammer, über dies und jenes….. ohne grössere Probleme gebaut, wie er sagt…..

Ich komme ins Grübeln, ja und dieses zulange Balsabrett verhindert immer noch, dass die Kartonschachtel für gescheiterte Projekte geschlossen und vergessen werden kann. Was soll man machen, erzähl mal am Höck, dass die ganze Welt den Flieger baut und ich nicht mal eine Kiste packen kann???

Jetzt schaukeln unsere Teenies zufrieden in der Hängematte und ich bin back to business.

Es wird gespachtelt, Holme versetzt, Klappen neu gebaut, Klappendrehpunkte neu definiert, einfach Modellbau, trotz Bausatz.
Und wenn die Me anständig fliegt bekommt sie auch ein finish, wie es sich für einen Warbird gehört.

Mittlerweile habe ich erste Flüge mit dem Rohbauprojekt gemacht und bin ganz zufrieden mit den Flugleistungen. Der Antrieb lässt sich sicher noch optimieren, was ich auch machen werde.

Meine Motivation das Projekt fertig zu machen ist markant gestiegen. Weitere Recherchen haben mich auf eine interessante Farbgebung gebracht, genau gesagt kam der Vorschlag von einem Kollegen welcher auch ein fokkerc Me Projekt am Laufen hat. So wird Ralle Schneider von tailor decals beauftragt, Spritzschablonen und Decals herzustellen

Die Idee den Warbird immer flugfähig zu halten und parallel dazu die Ausbau- und Finisharbeit zu machen ist zwar etwas aufwändiger, aber wird dem anhalten guten Flugwetter gerecht.

So ist der Antrieb etwas aufgemotzt worden, mit dem Untersetzungsverhältnis und mit der Propeller Steigung kann experimentiert werden. Auch ist die Sammlung an Dokumentation gewachsen. Ist vermutlich wie Schuhe kaufen, man braucht sie zwar nicht alle, aber muss sie einfach haben…

So langsam werden wir nun doch Freunde, die Me und ich. Die Anzahl erfreulicher Teile nimmt stetig zu und es muss der Gesamteindruck im Fokus bleiben, es soll ein Alltagsflieger werden. Meine Blicke überspringen einfach unschöne Stellen oder ich greife zur Spachteldose.

Ein weiteres Experiment, die Hauptfahrwerksräder. Die Scale 3D Druckfelge hat einen ebenfalls im 3D Druckverfahren hergestellten Reifen aus einem gummiartigen Kunststoff erhalten. Leicht und doch robust. Die Alltagstauglichkeit wird sich zeigen, optisch sicher mal iO. Und so langsam kommt Farbe ins Spiel. Die bestellten Schablonen sind angekommen und das Gestell der Modellbaufarben «beim Hässig» hat Lücken bekommen. Das Farbsortiment des Herstellers Vallejo Color Acrylic paints beinhaltet die RLM Farbmuster und diverse Effektfarben wie Metalizer oder Schmutz und Gebrauchsspuren.

Ein einfallsreicher deutscher Pilot hat sich für die Luftschlacht um England den Spruch ACHTUNG ANFÄNGER aufmalen lassen. Für mich ein passendes Finish der Me. Bei Kritik an meinem Flugstil kann ich auf den Schriftzug verweisen…..

Es riecht weiter nach Farbe in meiner Werkstatt. Nicht wie früher nach Nitro- oder schweren Kunstharzfarben, sondern etwas dezenter, undefinierter, nach polymerisierten Acrylsäureestern. Die Farbe an den Händen lässt sich auch leicht mit Wasser abwaschen. Nur das stellenweise Unterlaufen des Abdeckbandes oder der Klebefolien bleibt. Das anschliessende Abreiben mit einem feinfaserigen Lappen oder mit ganz feinem gebrauchten Nassschleifpapier lässt den Farbauftrag gebraucht erscheinen. Das Flugzeug soll sich wie nach einer Instandstellung im Frontabschnitt präsentieren. So sind die ersetzten Teile der MG Abdeckung noch im unbehandelten Zustand belassen. Auch habe ich auf Imitationen von grober Verschmutzung verzichtet. Es besteht ja auch Hoffnung, dass sich nicht nur Hausstaub ansetzt, sondern durch den Flugbetrieb, auch richtige Abnutzung entsteht.

In der Anfangs Phase des WW2 hat die Luftwaffe, den durch sie vorgeschriebenen, standardisierten Tarnfarbenauftrag, bei den verschiedenen Flugzeugherstellern durchsetzen können. Im Frontbetreib wurde die Tarnung, passend zur Einsatzart, ergänzt. Dies geschah oft kurzfristig und müsste in Eile gemacht werden. So wurde bei dem Original meines Modells die Grundtarnung durch zusätzliche, weichverlaufende, dunkelgrüne Farbwolken an den Rumpfseiten ergänzt. Da die Flugzeugkennung und die Staffelzugehörigkeit zu diesem Zeitpunkt schon aufgespritzt waren, hat diese auch etwas von dem grünen Sprühnebel aus der Farbpistole abbekommen.

 Das sich bei meiner Me das Flügeltarnschema, bestehend aus RLM 02 und RLM 73 ( RLM: Reichsluftfahrtsministerium und entsprechende Farbnummer ) gespiegelt zeigt, hat nichts mit meiner inneren Auflehnung gegen Vorschriften zu tun, sondern ist auf einen Fehlgriff bei der Farbdosenwahl zurückzuführen.

Und jetzt bei zunehmenden Herbstwinden und tiefem Sonnenstand ist die Me Einsatzbereit. (November 2016)
Rolf